Vom International Office zum Oval Office

Wie man es mit einer "Na, was soll's"-Einstellung sogar bis ins Weiße Haus schafft — Hörtechnik-und-Audiologie-Student Jan Tinneberg berichtet vom Fulbright Summer Institute in den USA.

Das Fulbright Summer Institute ist ein dreiwöchiges Kulturaustauschprogramm der Fulbright Komission. Auf dem Plan standen neben Reisen in die Apallachen, zu den Cherokee Indianern und nach Washington, D.C. auch ein Besuch bei den Erfindern des Outlets, die Besichtigung der Produktionsstätten eines der größten Donut-Produzenten der USA (nein, nicht Dunkin' Donuts) und eine Führung durch die größte Bücherei der Welt. Außerdem natürlich auch der Besuch von Baseball- und Footballspielen, der Genuss völlig überzuckerten Eistees, überraschend guten Bieres und … das Weiße Haus. Wie es dazu kam?

Die Fulbright Komission engagiert sich für eine kulturelle Verknüpfung von deutschen und amerikanischen Studenten und fördert zahlreiche Teilnehmer jedes Jahr mit Stipendien für Studienaufenthalte von bis zu einem Jahr. Das vielleicht kürzeste dieser Programme umfasst die Reise, Unterbringung, Verpflegung und Betreuung für einen sozialen Unternehmer-Workshop ("social entrepeneurship") im Rahmen eines Kultur-, Reise-, und Kennenlernprogramms über drei Wochen im beschaulichen Greensboro, North Carolina.

Aber zurück auf Anfang:
Auf einem Termin beim International Office der Jade Hochschule Oldenburg wollte ich mich eigentlich über ein mögliches Auslandssemester in den USA informieren. Die freundliche Kollegin erklärte mir und zwei Komillitonen damals die zahlreichen Chancen, die sich uns Studenten hierbei bieten. Und sie wies auf die vielen Förderungsmöglichkeiten hin, die es gibt. Darunter eine Förderung durch die Hochschule selbst, oder den DAAD, das Ausländs-BAFöG und viele weitere. Für speziell die USA zum Beispiel engagiert sich die Fulbright Kommission, um den Austausch zwischen deutschen und amerikanischen Studenten zu erleichtern. Diese Kommission vergibt unter anderem Stipendien für ganze Auslandssemester. Oder aber für dreiwöchige Kultur-Austausch-Programme für Fachhochschulstudenten im 3. oder 4. Semester. Moment mal … 3 Wochen USA gesponsort? Nur für Fachhochschulstudenten? 4. Semester? Und das ganze in den Semesterferien? "Es gibt so viele Fördermöglichkeiten", sagte die Beraterin. "Aber kaum jemand bewirbt sich auf solche Stipendien." Ich nahm mir einen Info-Zettel mit und dachte so für mich: "Oh weh, ein Stipendium? Da ran zu kommen ist doch so schwer..." Und dann habe ich auch noch gelesen, was alles gefordert wurde: ein Motivationsschreiben, ein Fragebogen, ein ausführlicher Lebenslauf in Fließtext, Notenleistungskartei und das Empfehlungsschreiben eines Professors. Alles auf Englisch natürlich! Puh, ... "Ne, das ist nix. Ich habe so schon so viel zu tun in diesem Semester, da kriege ich das nicht auch noch nebenbei hin." Thema vom Tisch.

Eine Woche später ertappe ich mich wieder beim Überfliegen des Infomaterials: "Kaum jemand bewirbt sich auf solche Stipendien", sagte die Beraterin... kein Wunder bei den Anforderungen. Thema vom Tisch. "Na, was soll's...", eine weitere Woche später habe ich mich dann endlich doch an die Bewerbung gesetzt. Ich habe Professor Jörg Bitzer von diesem Stipendium erzählt und dass ich ein Empfehlungsschreiben bräuchte. Überraschend euphorisch willigte er ein. "Also, wenn Sie das Stipendium nicht kriegen: an meiner Empfehlung lag's sicher nicht!", war sein Kommentar dazu. Und siehe da: ein paar Wochen später habe ich tatsächlich eine Zusage zum "Fulbright Summer Institute in den USA" in der Hand.

Es wird einen Info-Abend in Berlin geben, zu dem alle Teilnehmer eingeladen sind. Quasi eine Einführungsveranstaltung, auf der die deutschen Programmkoordinatoren sich und das Vorhaben vorstellen, ein paar Alumni ihre Erfahrungen teilen und alle sich schon einmal vorab kennenlernen. Für die Reise selbst brauchen wir fast nichts organisieren. Der Gruppenflug ab München ist gebucht, wer möchte, kann sich einen Anschlussflug aus der Nähe seiner Heimat für €50 hinzubuchen. Der Rest wird komplett übernommen. Man spendiert uns also Hin- und Rückflug, alle Fahrtkosten vor Ort, alle Übernachtungen, alle kulturell lehrreichen Veranstaltungen (dazu zählt Football übrigens scheinbar nicht), alle Frühstücke und Abendessen und wir bekommen sogar noch $400 Handgeld für Mittagessen und sonstiges. Kaum zu glauben, oder?

Wie es mir dann vor Ort erging und was wir alles erleben durften, gibt es dann im zweiten Teil meines Erfahrungsberichtes zu lesen.