Durch den Monsun

Indien-Exkursion im Rahmen des Kurses "Tropical Architecture" unter der Leitung von Prof. Dr. Gregor Grundwald

Durch den Monsun: Studienexkursion nach Indien

Vom 14. bis 24. November 2025 reisten 20 Studierende des Fachbereichs Architektur der Jade Hochschule nach Indien, um sich intensiv mit den Herausforderungen und Besonderheiten der Architektur in tropischen Klimazonen auseinanderzusetzen. Diese Studienreise wurde durch Mittel aus dem Internationalisierungsfonds gefördert und bot den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine einmalige Gelegenheit, Architektur und Kultur in Südindien hautnah zu erleben. Kurs und Reise wurden organisiert und geleitet von Prof. Dr. Gregor Grunwald aus dem Fachbereich Architektur.

Einblicke ins Tropische Bauen

Im Rahmen des Wahlpflichtkurses „Tropical Architecture“ erhielten die Studierenden der Bachelor- und Masterstudiengänge Architektur und Urban Design die Möglichkeit, praxisnah an spezifischen Fragestellungen des Planens und Bauens in tropischen Klimazonen zu arbeiten. Vor Ort analysierten, skizzierten und diskutierten sie die architektonischen Fallbeispiele in Bangalore und Umgebung gemeinsam mit den Architekten Prof. Vasanth Bhat und Sunil Kumar, die wertvolle fachliche Impulse einbrachten und die Studierenden anleiteten. Als Vertreter des Design Hub India, einer Organisation, die für die Vermittlung von Architektur, Kultur und internationalem Austausch steht, begleiteten sie die Gruppe vor Ort. Dadurch erhielten die Studierenden umfassende Einblicke in die Besonderheiten tropischer Architektur, konnten die besichtigten Bauwerke gezielt einordnen und in einen fachlichen Kontext setzen. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel dafür war der Besuch des Wadiyar Centre for Architecture in Mysore, dessen innovative Campus-Architektur offene Raumgefüge, leichte Bauweisen und fließende Übergänge zwischen Innen- und Außenräumen verbindet. Durch die fachliche Einführung der beiden indischen Kollegen verstanden und erlebten die Studierenden die besonderen klimatischen Anpassungen und gestalterischen Lösungen.

Nachhaltige Erlebnisse und kulturelle Entdeckungen

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer besichtigten hinduistische Tempelanlagen, die zum historischen Weltkulturerbe zählen, ließen sich von der Farbenvielfalt und Intensität indischer Märkte mitreißen, wo sie die Fülle aromatischer Gewürze entdeckten und lokale Spezialitäten – von scharf bis noch schärfer – probierten. Baustellenbesichtigungen eröffneten Einblicke in das indische Projektmanagement, die verwendeten Technologien und Arbeitssicherheitsstandards und regten dazu an, vertraute europäische Baustandards kritisch zu reflektieren. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Exkursion war das Eintauchen in die tropische Natur: Die Studierenden durchstreiften den Regenwald und suchten Abkühlung unter Wasserfällen, wobei sich Erfrischung und Abenteuer auf besondere Weise verbanden. Begegnungen mit Affen, Spinnen, Elefanten und den allgegenwärtigen Kühen auf den Straßen machten diese Eindrücke noch lebendiger. Selbst die Fahrt durch den Monsun verwandelte sich, begleitet von spontanen Gesangseinlagen des Tokio-Hotel-Songs, in ein unvergessliches Erlebnis.

Unterkünfte mit Bedeutung

Die Gruppe war in Tropical Resorts untergebracht, die vom renommierten indischen Architekten, Künstler, Tänzer, Dichter und Unternehmer SN Ramesh entworfen wurden. Diese Erfahrung bot nicht nur komfortable Unterkünfte, sondern auch eine inspirierende Begegnung mit seinen gebauten Projekten. Die Studierenden hatten zudem die Gelegenheit, Ramesh persönlich zu treffen und mehr über seine besonderen Ansätze im Bereich des nachhaltigen Tourismus und seiner Architektur zu erfahren.

Fazit

Die Studienexkursion nach Indien war weit mehr als eine klassische Lernreise: Sie verband praxisnahes Arbeiten mit einer intensiven kulturellen Erfahrung und einem unmittelbaren Eintauchen in tropische Lebens- und Bauweisen. Die Studierenden konnten ihre bisherigen Vorstellungen von Architektur, Konstruktion, Ausführung, Funktion und Nachhaltigkeit in einen globalen Kontext einordnen und dabei wertvolle Perspektiven gewinnen. Sie erlebten, dass Standards und Vorstellungen, die in Europa selbstverständlich erscheinen, nicht universell gelten, und dass andere Regionen kreative und funktionale Lösungen entwickeln, die auf ihren eigenen Ressourcen und Bedingungen basieren.

„Die Exkursion hat mir bewusst gemacht, wie sehr Lebensweisen und bauliche Lösungen voneinander geprägt werden – und wie relativ das ist, was wir hier als selbstverständlich oder normal erachten. Eine Erfahrung, die ich nicht aus Büchern lernen könnte“, berichtet eine Teilnehmerin.

Die gewonnenen Einsichten und Erfahrungen werden die Studierenden nachhaltig in ihrem architektonischen Denken und Arbeiten begleiten. Zum Abschluss präsentierten sie ihre Arbeiten im ZA-Foyer der Jade Hochschule  – als Abschluss einer faszinierenden Reise, die den Horizont erweiterte und bleibende Eindrücke hinterließ.