So wie bisher können wir nicht weitermachen! – Internationale Bauausstellungen als Experimentierfelder für das Bauen der Zukunft.
Internationale Bauausstellungen (so genannt seit der Ausstellung 1987 in Berlin) markieren seit mehr als 100 Jahren Wendepunkte der gesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Anfänglich ging es – getrieben durch den deutschen Werkbund – um die Versöhnung der Industrie mit den Bedürfnissen der arbeitenden Klasse: einfache Wohnungen, billige Möbel, anständige Wohnverhältnisse. Heute stellen sich Internationale Bauausstellungen den komplexen Themen der Zeit. Sie nehmen sich einen zehnjährigen Raum und versuchen in diesem, wegweisende Beispiele für eine nachhaltige Zukunft zu realisieren.
Die IBA’27 in Stuttgart meinte ursprünglich besonders schlau, präemptiv auf anstehende Veränderungen in einer der reichsten Regionen Europas reagieren zu können und wurde brutal von den Läufen der Zeit eingeholt. Heute steht vieles still. Sichere Werte sind in Frage gestellt. Betriebe verschwinden und die großen Player wie Bosch, Mercedes und Porsche müssen sich neu erfinden. Dies macht den Fall Stuttgart und die IBA’27 so spannend. Hier wird Zukunft in einer Art verhandelt, die über die Lebensqualität, die Arbeitswelt und das Zusammenleben entscheidet. Die IBA’27 gestaltet diesen Prozess mit seinen Höhen und Tiefen mit.
Andreas Hofer, geboren 1962 in Luzern, Schweiz. Studium der Architektur an der ETH Zürich. Mitinitiant von genossenschaftlichen Quartiersprojekten auf Brachen der Deindustrialisierung in der Schweiz wie Kraftwerk1 und „mehr als wohnen“. Seit 2018 Intendant und Geschäftsführer der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart (IBA’27).
„90 Minuten“ ist eine öffentliche Vortragsreihe am Fachbereich Architektur der Jade Hochschule in Oldenburg.