Marvin Bo Büttner | Bachelorarbeit | Buch und Spiele - die neue Beletage in Oldenburg

Außenraumperspektive 1
  • Außenraumperspektive 1
    Außenraumperspektive 1
  • Lageplan
    Lageplan
  • Grundrisse EG bis 2. OG
    Grundrisse EG bis 2. OG
  • Grundrisse UG und 3. bis 4. OG
    Grundrisse UG und 3. bis 4. OG
  • Ansicht Nord und Ansicht Süd
    Ansicht Nord und Ansicht Süd
  • Ansicht West
    Ansicht West
  • Schnitt
    Schnitt
  • Fassadenschnitt mit Fassadendetails
    Fassadenschnitt mit Fassadendetails
  • Außenraumperspektive 2
    Außenraumperspektive 2
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Stadtzentren stellen aufgrund ihrer hohen Verdichtung oftmals das Abbild einer Gesellschaft in komprimierter Form dar. Sie dienen als zentrale Versorgungsbereiche mit einer hohen Nutzungsvielfalt und bilden eine Schnittstelle für wirtschaftliche, kulturelle und soziale Belange. Der Bau von soziokulturellen Zentren in Städten wie Oldenburg ist dabei von äußerster Wichtigkeit, um Integration und ein aktives Gesellschaftsleben auf öffentlichem Raum zu fördern. Das Biblion Haus soll als ein Ort der Gemeinschaft entstehen, in dem Literatur, kulturelle Veranstaltungen und Wohnen vereint ihren Platz finden können. Das Gebäude selbst soll sich dafür zurückhaltend einfügen, um damit den vielen geschichtsträchtigen Einzeldenkmälern in der unmittelbaren Umgebung ihren Raum geben zu können.

Die grundlegende Form wird durch die Grundstücksgrenzen deutlich bestimmt. Die geschlossenen Fassaden der Neuen Straße und Wallstraße werden durch eine ruhige, hohe West- und Nordseite mit 6 geplanten Geschossen wiedergespiegelt. Zur Ostseite ermöglicht Bewegung eine Öffnung, in Form von Terrassen, hin zum Grünen. An der Südseite folgt eine deutliche Abflachung der Gebäudehöhe um einen einladenden Charakter hin zur Fußgängerzone in der Kurwickstraße zu erschaffen. Die so entstehende Dachfläche dient als freie Erweiterung des zweiten Obergeschosses in Form einer großen Terrasse mit vielen Sitzmöglichkeiten. Die Gestaltung der Fassade orientiert sich mit einer modernen Interpretation an den klassizistischen Baustil der ehemaligen Knabenschule und der Polizeiwache. Schlichte Gesimse aus Putz trennen die Geschosse mit klaren Linien und Pilaster durchbrechen die Länge des Gebäudes. Die modernen bodentiefen Fenster bilden dazu einen deutlichen stilistischen Kontrast. Eine vollständige Verglasung der Beletage schafft eine einladende Verbindung zu den angrenzenden Gehwegen und Straßen, ermöglicht gleichzeitig aufgrund ihrer erhobenen Lage eine private Atmosphäre im Innenraum.

Je vielfältiger und freier sich die Synergien in einem Gebäude entfalten können sollen, desto flexibler und anpassbarer muss seine Gestaltung ausfallen. An der Nord-, West und Ostseite des Biblion Hauses sind Eingänge integriert worden, um Fluktuationen aus möglichst allen angrenzenden Achsen in das Gebäude hinein zu führen. Das Erdgeschoss kann durch einen Eingangsbereich an der belebten Wallstraße betreten werden und direkt auf den Aufgang mit Sitzgelegenheiten in das erste Obergeschoss. Aus der Kurwickstraße kommend, führt eine Außentreppe geradezu in die Beletage. Ein notwendiges Treppenhaus am Herbartgang bietet gleichzeitig die Möglichkeit eines privaten Eingangs der Wohnungen in den oberen zwei Etagen. Die Zirkulation innerhalb des Gebäudes erfolgt durch große Treppenöffnungen, welche die verschiedenen Ebenen miteinander vernetzen und für eine verständliche Wegeführung sorgen. Die Grundrisse folgen einer möglichst variablen Gliederung durch verschiebliche Vorhang- und Möbelsysteme, sodass sich jedes Geschoss und jeder Bereich voneinander unabhängig an seine Nutzer anpassen lässt. Die Farbgestaltung des Gebäudes beschränkt sich auf helle, schlichte Töne. Im Außenbereich wurde für die Terrassen ein Sandstein gewählt, und für die Fassade ein heller geschlämmter Klinker mit Putz in beiger Färbung. Die natürlichen Nuancen passen sich leicht dem Farbschema der Umgebung an und werden auch in den Innenräumen weiter fortgeführt. Lichtdurchflutete Räume, bewegliche Möbel und Vorhänge, sowie kleine Sitzgelegenheiten laden ein zum Verweilen und schaffen einen warmen, gemütlichen Charakter.

Soziokulturelle Zentren leben davon, dass möglichst viele Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft sich dort in einer offenen Atmosphäre auf Augenhöhe begegnen können. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Förderung von Gemeinschaft und ermöglichen oft unentgeltliche Möglichkeiten für Bildung und Freizeitgestaltung. Im Biblion Haus sollen gebrauchte Bücher eine weitere Nutzung erfahren und für jeden frei zur Verfügung stehen. Im Erdgeschoss befindet sich dafür Richtung Kürwickstraße an der äußersten Südseite eine Annahmestelle für die gebrauchten Bücher. Diese können dort auch direkt sortiert, aufbereitet und zwischengelagert werden. In dem Gebäudetrakt auf der anderen Seite des Herbartganges sind die Bücher dann in Regalen für die Öffentlichkeit zugänglich. Dort können ebenfalls Gesellschaftsspiele ausgeliehen werden, Sitzecken dienen als Rückzugsort und Arbeitsplatz. Die große Freitreppe mit Sitzstufen führt mittig im Raum in das erste Obergeschoss. Dort empfängt die Besucher ein großzügig gestalteter Bistrobereich mit kleinen Tischen oder Plätzen an der Theke. Entlang der Ostfassade erstreckt sich die Außenterrasse mit weiteren Sitzmöglichkeiten und öffnet den Raum ins Grüne. Auch auf dieser Ebene befinden sich viele weitere Bücherregale, die auch während des Cafébesuches zugänglich sind. Um für Mitarbeiter einen Rückzugsort etwas abseits der öffentlichen Flächen zu schaffen, gibt es am südlichsten Gebäudeende in der ersten Etage ein Büro mit mehreren Arbeitsplätzen. Im zweiten Obergeschoss wurden die Lesebereiche noch freier und variabler gestaltet, sodass dieser Ort auch für Veranstaltungen unterschiedlichster Größe genutzt werden kann. Die Raumtrennung erfolgt lediglich durch Vorhänge, die jederzeit eine Abschirmung oder Öffnung bestimmter Bereiche erlauben. Eine südlich ausgerichtete Dachterrasse verbindet den Innenraum mit einer großen außengelegenen Freifläche. Die Wohnungen in der 4. Und 5. Etage wurden, dem großen Wohnflächenbedarf in Innenstädten angepasst, kompakt gestaltet und entlang der Ost- und Südseite geplant. Jede Wohnung erhält dadurch Zugang auf Terrassenflächen, die abgewandt von der Neuen Straße und Wallstraße hin zum Grünen eine beruhigte Atmosphäre besitzen. Die Badezimmer bilden den einzigen festen Baukörper in den Grundrissen, sodass diese individuell nach den persönlichen Vorlieben der Bewohner angepasst werden können.

Die Konstruktion des Gebäudes besteht aus einem zwei-schaligen Mauerwerk, welches sich in Kalksandsteinwänden, Wärmedämmung und einer Klinkerfassade aufteilt. Um die öffentlichen Etagen möglichst offen zu gestalten, erfolgt hier die Abfangung der Geschossdecken durch Unterzüge und vereinzelte Stützen. Die Wohnungsetagen dagegen besitzen tragende Innenwände.