Projektbericht: Kemper Profiling Amp

Der Traum vieler E-Gitarristen dürfte es wohl sein, an einem einzelnen Verstärker den charakteristischen Klang vieler verschiedener Verstärker (beispielsweise eines Marshall oder Fender-Verstärkers) einstellen zu können. Wenn dieser Verstärker dann noch in seinen klanglichen Möglichkeiten beliebig erweiterbar und auch noch handlich zu transportieren ist, klingt es erstmal zu schön um wahr zu sein.  Tatsächlich gibt es ein solches Gerät schon seit einigen Jahren, nämlich den Kemper Profiling Amp. Hierbei handelt es sich um einen digitalen Gitarrenverstärker, welcher anders als herkömmliche Modeling Amps mit Profilen arbeitet. Diese Profile erlauben das Abspeichern der spezifischen Klangcharakteristika eines Verstärkers (oder gesamten Aufbaus inklusive Lautsprecherbox und Effektgeräten). Somit kann jeder beliebige vorliegende Verstärker mit einer Reihe an Testsignalen analysiert und dessen Sound im Nachhinein über den Kemper Amp wiedergegeben werden. 

In diesem Projekt wurden deshalb viele verschiedene Verstärker geprofiled, um zu untersuchen, inwiefern sich die erstellten Profile von den echten Verstärkern unterscheiden. Die Verstärker wurden dabei entweder von Betreuer Michael Brammann oder dem ?Vintage Guitar?-Laden zur Verfügung gestellt. Darunter befanden sich u. a. ein Marshall JCM 800, ein Mesa Boogie Mk II oder ein Kitty Hawk Junior.  Die Untersuchung der Unterschiede zwischen Verstärker und Profil fand über mehrere subjektive so wie objektive Faktoren statt. Objektiv wurden sowohl der Klirrfaktor als auch die Intermodulationsfrequenzen gemessen und spektral analysiert. Zur subjektiven Untersuchung gehörten Faktoren wie das generelle Spielgefühl, die Anschlagsdynamik und das Ansprechverhalten. Um untersuchen zu können, inwiefern sich Profil und Verstärker unterscheiden, wurden außerdem sowohl Gitarristen als auch Nicht-Gitarristen zu einem Blind-Test eingeladen. Dort sollten sie nach jeweils einem Klangbeispiel angeben, ob sie gerade den richtigen Verstärker oder das Kemper-Profil hören. 

Diese Untersuchungen ergaben, dass die vom Kemper erstellten Profile keine idealen Abbilder des richtigen Verstärkers sind. Die Profile kommen klangtechnisch je nach Verstärker zwar so nah an das Original heran, dass selbst langjährige Gitarristen keinen Unterschied erkennen konnten, allerdings gibt es dennoch leichte Unterschiede, insbesondere beim Spielgefühl. Die generellen Vorteile des Kempers was vor allem die klangliche Vielfalt, die einfachen Transport-Möglichkeiten und den Kosten-Nutzen-Faktor angeht (da auch problemlos Verstärker geprofiled werden können, die teurer sind als der Kemper selbst sind), sind nicht von der Hand zu weisen.
 

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