Kilian (Angewandte Geodäsie): University of New Brunswick, Kanada

Indian Summer in Kanada: Mein Wintersemester 2021/22 habe ich in Fredericton verbracht.

Die Provinz New Brunswick ist zu 80% mit Wald bedeckt und ich hatte das Glück, im Herbst dort zu sein, wenn sich das Laub bunt färbt. Ich war bereits einige Wochen vor Semesterbeginn nach Kanada geflogen, um ein bisschen das Land zu bereisen. Dadurch konnte ich mich auch schon ans Englischreden und -hören gewöhnen.

An der University of New Brunswick (UNB) habe ich im Studiengang „Geodesy and Geomatics Engineering“ studiert. Ich wollte einen englischsprachigen, fachlich passenden Studiengang, der auch während der Pandemie Gaststudierende annimmt. Die UNB war fast meine einzige Möglichkeit zu der Zeit.

Ich habe Module zur Präzisionsvermessung, Ozeankartierung, kinematischen Positionsbestimmung und zum Qualitätsmanagement belegt. In meinen Kursen gab es diverse Messübungen und Gruppenarbeiten auf dem Campus. Besonders prägend fand ich den Einsatz eines ferngesteuerten Vermessungsboots auf dem Saint John River mit anschließender Auswertung.

Die Vorlesungen waren sehr praxisnah, mit viel Interaktion, ähnlich wie an der Jade Hochschule. Ungewohnt waren für mich die Abgaben und Zwischenprüfungen während des laufenden Semesters. 50-80% der Note stehen somit bereits vor der letzten Prüfung fest. Insgesamt war der Unterricht deutlich schulähnlicher als in Deutschland. Ich hatte zwar ein wenig Sorge vor den Prüfungen, aber die waren am Ende gar nicht schlimm.

Außer mir gab es fast keine anderen Austauschstudis an der Uni. Deswegen war es zu Anfang schwieriger, Anschluss zu finden, als es vielleicht bei einem Semester an einer Erasmus-Partnerschule gewesen wäre. Allerdings hatte ich dadurch deutlich mehr Kontakt zu den einheimischen Studierenden.

Meine WG in einem Wohnheim auf dem Campus habe ich mit zwei Kanadiern geteilt. Mit den beiden habe ich viel Zeit verbracht und sie haben mich auch unterstützt, wenn ich z.B. ein Auto zum Einkaufen brauchte. Außerdem haben sie mich mit zu Partys oder Ähnlichem genommen. Durch meine Kurse habe ich dann im Verlauf des Semesters noch viele weitere Kommilitonen kennengelernt.

Fredericton ist kleiner als Oldenburg und fast jeder hat ein Auto. Die Infrastruktur ist auf Autos ausgelegt und es gibt nur wenig ÖPNV und auch kein Semesterticket. Auch Fahrrad fahren ist nicht üblich. Ich habe mir trotzdem ein Fahrrad gekauft, aber war meistens zu Fuß oder im Auto von Freunden unterwegs. Wir sind oft draußen gewesen, um z.B. zu wandern. Die Hockeyspiele des Uni-Teams haben wir ebenfalls gerne besucht. Durch Corona gab es sonst nur wenige Veranstaltungen von der Uni.

Natürlich hätte ich mir einen Aufenthalt ohne pandemiebedingte Einschränkungen gewünscht. Trotzdem konnte ich die Chance nutzen, länger in einem anderen Land zu leben und auf Englisch zu studieren. Ich habe meine Sprachkenntnisse gefestigt und insbesondere die Fachsprache gelernt.

Außerdem konnte ich die Gemeinsamkeiten aber auch die Unterschiede bei der Vermessung in verschiedenen Ländern kennenlernen.

AG-Studis, die ein fachlich passendes und praxisorientiertes Auslandssemester an einer englischsprachigen Uni absolvieren wollen, sollten die UNB in Fredericton auf jeden Fall in Betracht ziehen. Besonders, wer einen kleinen Ort statt einer großen Stadt bevorzugt. Die Organisation „College Contact“ hat mir bei der Bewerbung geholfen. Um die Studiengebühren zu finanzieren, habe ich mich erfolgreich auf das DAAD-Stipendium „HAW.International“ beworben. Eine Bewerbung kann ich jedem nur empfehlen!