Gender Mainstreaming

Geschlecht ist eine wirkmächtige Kategorie. Bei der Geburt eines Kindes bezieht sich die erste Frage meistens auf das Geschlecht. Ohne sich dessen bewusst zu sein, schreiben wir Mädchen und Jungen, Frauen und Männern unterschiedliche Eigenschaften, Fähigkeiten, Interessen und Verhaltensweisen zu und sind gleichzeitig selbst betroffen. Im Angelsächsischen werden die kulturell gewachsenen und sozial zugeschriebenen Merkmale des Geschlechts mit dem Wort "Gender" bezeichnet, die biologische Geschlechtszugehörigkeit mit "Sex".

Obwohl die Kategorie "Geschlecht" Strukturen schafft und fortschreibt, wie zum Beispiel die geschlechtliche Arbeitsteilung oder den in „Frauen- und Männerberufe“ segregierten Arbeitsmarkt, werden die mit der Geschlechtszugehörigkeit verbundenen Zuschreibungen (Verhaltenserwartungen, Klischees, etc.) oft banalisiert, geleugnet oder ignoriert. 
Gender Mainstreaming zielt darauf ab, diese Zuschreibungen – Gender – denen Frauen und Männer unterworfen sind, in den Mainstream thematisch zu integrieren, sichtbar zu machen und durch geeignete Maßnahmen Strukturen dahingehend zu verändern, dass mehr Chancengleichheit erreicht wird. Das Wort Mainstream bezeichnet den „Hauptstrom“ der Akteur_innen, der Aufmerksamkeit, der Themen, der Entwicklung. Mainstreaming bezeichnet die Bemühungen, randständige Gruppen oder Themen in den gesellschaftlichen Mainstream zu integrieren und notwendige Veränderungen zu einer gesellschaftlichen Aufgabe zu erklären. 

Das Land Niedersachsen hat sich der Strategie des Gender Mainstreaming bereits 1998 verpflichtet, was bedeutet, dass alle Strukturen, Planungen, Maßnahmen, Verfahren darauf überprüft werden müssten, ob Frauen und Männer wirklich gleiche Chancen haben. Dass der Gedanke des Gender Mainstreaming bislang allenfalls in Ansätzen berücksichtigt wird, wird z.B. daran deutlich, dass Frauen und Männer immer noch keine wirklich gleichen Chancen haben, einen existenzsichernden Arbeitsplatz zu finden, Beruf und Familie zu vereinbaren oder einen beruflichen Aufstieg zu meistern.